Verkehrsvorhaben „Waldschlößchenbrücke“ – über den Sinn der Klage
Rufplätze im Niemandsland
Als die sächsischen Umweltverbände im vergangenen Dezember in der Causa Waldschlösschenbrücke erneut vor Gericht scheiterten, gab es plötzlich nicht wenige besorgte Naturschutzfreunde, die öffentlich nach dem Sinn der Klage und ihrer Fortführung fragten. Das Thema sei nun endgültig gegessen, gebracht habe das alles nichts. Für Grüne Liga et al. hatten sie den guten Rat, sie sollten sich nun auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren, statt sich noch weiter zu verrennen. Was aber Ratschläge von falschen Freunden wert sind, bestätigt erneut die Verhandlung in Bautzen.
Von Johannes Hellmich
Jene wohlmeinenden Naturfreunde haben Zweifel an der Aufrichtigkeit der Umweltaktivisten. Wenn der Grünen Liga Wachtelkönig und Elbwiesen tatsächlich am Herzen liegen, fragen sie zum Beispiel, warum tut sie dann nichts gegen freilaufende Hunde? Und schließlich habe ja auch keiner geklagt, als in den 90ern angetrunkene Besucher der fröhlich-lärmenden Vogelwiese das angebliche Wachtelkönig-Paradies an der Elbe niedertrampelten, zuparkten und verunreinigten. Wenn man also ehrlich sei, so wie sie selbst, müsse man eingestehen: Erst die Brücke habe dafür gesorgt, dass Schausteller und ihr krawalliges Publikum weiterziehen mussten.
Kein Rat ohne Trost: Die Natur wisse sich letztlich mit allen Unannehmlichkeiten irgendwie zu arrangieren. Es gäbe in Dresden noch weitere Brücken mit Hinderniswirkung für Hufeisennase, Bernsteinschnecke und Juchtenkäfer, ja, es gäbe Brücken überall auf der Welt. Aber nur hier mache man daraus ein Problem.
Selbstredend haben die Sorgen solcher Naturfreunde auch einen triftigen Grund: … weiterlesen …
Die Kosten der Waldschlösschenbrücke
1. Baukosten
1996 – 101 Mill. Euro
2002 – 137 Mill. Euro
2003 – 142 Mill. Euro
2004 – 157 Mill. Euro
2011 – 181 Mill. Euro
2. Folgekosten
Die Folgekosten werden jährlich 3,768 Millionen Euro für Unterhaltung und Reparaturrückstellungen betragen.
An dieser Stelle keine Brücke!
Die „Waldschlößchenbrücke“ ist eine Elbbrücke, die in Dresden gerade gebaut wird. Sie ist Teil des geplanten „Verkehrszuges Waldschlößchenbrücke“, einer vierspurigen autobahn-ähnlichen Trasse am östlichen Rand der Dresdner Innenstadt. Die Waldschlößchenbrücke würde, was die Bauausführung betrifft, für eine Kapazität von 65.000 Kfz / Tag gebaut werden. Bauherr des Verkehrszuges ist die Stadt Dresden.
Nach Meinung der Befürworter soll damit die Dresdner Innenstadt vom Autoverkehr entlastet werden. Vielmehr verstärkt der Verkehrszug jedoch den Autoverkehr, beeinträchtigt den wertvollen Naturraum der Dresdner Elbauen und zerstört die Integrität des UNESCO-Welterbes „Dresdner Elbtal“.
Der Brückenbogen der geplanten Brücke erhebt sich 30 m über die Elbe – so hoch wie ein zehngeschossiges Wohnhaus – und stellt damit, wie auch die aufgeständerten Zufahrtsstraßen über den Elbauen, eine erhebliche Beeinträchtigung des Landschaftsraumes dar.
In einem Bürgerentscheid hat sich im Februar 2005 jedoch eine Mehrzahl der am Bürgerentscheid teilnehmenden Bürger für den „Verkehrszug Waldschlößchenbrücke“ ausgesprochen. Im November 2007 begannen die Bauarbeiten zur Brücke, die nach den Plänen der Stadtverwaltung im Jahr 2011 fertig gestellt sein soll.
Im Juni 2009 hat die UNESCO dem Dresdner Elbtal wegen des Baus der Waldschlößchenbrücke den Titel „UNESCO-Welterbe“ aberkannt. Die GRÜNE LIGA Sachsen e. V. setzt gemeinsam mit Initiativen das Engagement fort: Gegen den Bau des eigentlichen Brückenkörpers ( – bisher sind lediglich Zufahrtsstraßen und -tunnel gebaut – ) und für die Wiederherstellung des unzerstörten Elbraumes.
Der Elbtunnel ist die Alternative
Der Naturschutzverband GRÜNE LIGA Sachsen e. V. respektiert den Bürgerentscheid des Jahres 2005, der sich in seinen Intentionen v. a. für eine weitere Elbquerung aussprach, und unterstützt die Bemühungen, die Elbquerung am Waldschlößchen alternativ als Elbtunnel auszubilden.
Ein Elbtunnel am Waldschlößchen, das hat eine amtliche Tunnel-Planung der Stadt Dresden bewiesen, ist technisch machbar, hat ähnliche Kosten und verursacht weniger Schäden an der Naturausstattung als die Brückenlösung. Auch die UNESCO sieht im Bau eines Tunnels eine welterbeverträgliche Alternative zur Brücke.
|