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29. August 2012 - Dann bauen sie noch heute

Waldschlößchenbrücke kommt nicht voran

„Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“, heißt es in Märchen. Die Geschichte der Waldschlößchenbrücke würde mit dem Satz: „Dann bauen sie noch heute“ enden. Das Brückenbauwerk, dessen Übergabe schon mehrfach nach hinten verschoben wurde, wird und wird nicht fertig. Baubürgermeister Jörn Marx (CDU) dürfte den Begriff „Kappen“ schon nicht mehr hören können, denn genau bei den Kappen, die die Fuß- und Radwege aufnehmen sollen, klemmt die Säge. Und zwar gewaltig.

Ende Juni verkündete die Stadt stolz: Die Fahrbahnplatte der Brücke ist fertig betoniert. Da hatten die Bauarbeiter bereits begonnen, an den Kappen zu arbeiten. Doch sie konnten das hohe Tempo, mit der zuletzt die Fahrbahnplatte bearbeitet wurde, nicht im Ansatz halten. Es dauerte mehrere Wochen, bis das erste Kappenpaar fertig war. Jetzt haben sich die Arbeitsabläufe eingespielt, Woche für Woche wird ein jeweils 18 Meter langes Paar fertig. 108 Meter sind geschafft, 522 Meter stehen noch aus.

Auch ohne Taschenrechner lässt sich sagen: Geht es in diesem quälend langsamen Tempo weiter, dann wird es nichts mit der Übergabe der Waldschlößchenbrücke noch in diesem Jahr. Dann wird noch im nächsten Jahr an den Kappen gewerkelt – wenn der Winter gnadenlos zuschlägt, vielleicht sogar bis zum Frühsommer. Und die fertigen Kappen sind auch erst mal nur die halbe Miete – die Fahrbahn muss auch noch asphaltiert, Geländer müssen an die Brücke geschraubt werden. Das dauert, wenn alles gut läuft, noch mal drei Monate – und wer glaubt schon daran, dass bei diesem Brückenwerk alles gut läuft?

Neben dem Betonieren der Kappen verlegen Bauarbeiter Entwässerungs- und Versorgungsleitungen im Inneren der Brücke, nicht mehr benötigte Montagevorrichtungen werden abgebaut. Dazu sind Brückenprüfer eines Ingenieurbüros auf der Baustelle, um fertige Bauteile mit Testgeräten auf Herz und Nieren zu prüfen. Das ist Bestandteil der Hauptprüfung, die vor der Inbetriebnahme des Bauwerkes vorzunehmen ist. Wann das sein wird, könnte der Gegenstand von Wetten sein. Noch in diesem Jahr jedenfalls nicht. Thomas Baumann-Hartwig

Dresdner Neueste Nachrichten, 28. August 2012