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2. August 2012 - Problemzone Elberadweg

Von Kay Haufe

Seit 20 Jahren wird er versprochen, aber nicht gebaut. Die SZ zeigt, wie Verwaltung und Stadtrat den Bau ständig verzögern.

Margit Haase hat eine schockierende Rechnung aufgemacht. „Wenn im bisherigen Tempo am rechten Elberadweg weitergebaut wird, ist er im Jahr 2232 fertig“, sagt die Stadträtin der Grünen. Denn in den letzten 20 Jahren wurden lediglich 800 Meter der insgesamt neun Kilometer langen Route zwischen Heilstättenweg und Schloss Pillnitz gebaut.

Für Radler gibt es auf Loschwitzer Elbseite aber keine Alternative, weil die Stadt auf Radwege beim Ausbau der Pillnitzer Landstraße verzichtete mit Verweis auf den baldigen Elberadwegbau. „Vor allem für Schulkinder ergeben sich gefährliche Situationen, denn Fußwege gibt es in vielen Bereichen der Pillnitzer Landstraße nur einseitig und sie sind dort oft schmal“, sagt die Grünen-Ortsbeirätin Cornelia Munzinger-Brandt. Auf der Straße leben Radfahrer bei 10.000 bis 11.500 Autos pro Tag noch viel unsicherer.

Dabei sollte vor allem das fehlende Radwegstück zwischen Körnerweg und Blauem Wunder längst gebaut sein. Bereits 2008 schrieb die SZ, dass es im Herbst losgehen kann. Doch inzwischen ist klar, dass es auch 2012 nicht gebaut wird. Auf eine Anfrage der Grünen antwortete die Oberbürgermeisterin, dass die Stadt erst Ende des Jahres mit europäischen Fördermitteln für den 200.000 Euro teuren Abschnitt rechnet. Vorher war die Stadt mit einem Fördermittelantrag beim Wirtschaftsministerium gescheitert, weil die Grundstücke des Radweges nicht alle in kommunaler Hand liegen. „Aber die Stadt hätte längst ohne Fördermittel bauen können, weil dieses Jahr zwei Millionen Euro zusätzlich für den Radverkehr im Haushalt bereitgestellt wurden“, so Haase.

Auch ein weiteres Problem sei hausgemacht. Für die Abschnitte zwischen Friedrich-Press-Straße und Altwachwitz sowie zwischen Altwachwitz und Niederpoyritz gibt es einen Stadtratsbeschluss, der einen fünf Meter breiten Ausbau vorsieht. Damit sind sämtliche Umweltverträglichkeitsprüfungen und Planungen hinfällig, die bereits anhand der alten Planungen mit drei Meter Breite durchgeführt wurden. Der Bau verzögere sich damit auf unbestimmte Zeit, so Haase. „Ganz zu schweigen vom Bild, dass diese breite Trasse auf den Elbwiesen erzeugt“, sagt die Grünen-Politikerin. Es sei auch nicht sicher, dass die Genehmigungsbehörde einem so großen Eingriff in die Natur zustimmt.

Nicht nur die Grünen, sondern auch der Ortsverein Loschwitz-Wachwitz und der Allgemeine Deutsche Fahrradclub fordern, dass der Radweg nur drei Meter breit werden soll. „Der Ausbau des rechten Elberadweges muss deutlich beschleunigt werden“, sagt die Stadträtin, die kürzlich mit Dutzenden Dresdnern den bruchstückhaften Weg abgefahren ist.

Sächsische Zeitung, 1. August 2012