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30. Mai 2012 - Wie Dresden die Weichen für 2025 stellt

Obwohl die Bevölkerungszahlen wachsen, wird in der Stadt weniger mit dem Auto gefahren – dafür mehr mit Fahrrad, Bus und Bahn. Was heißt das für die Zukunft?

Von Bettina Klemm

Günstig umsteigen. Dresdens Stadt- und Verkehrsplaner wollen es leichter machen, auf das Auto in der Stadt zu verzichten. So sollen, wie in Strehlen, Straßenbahn, Bus und S-Bahn miteinander verknüpft werden.

Noch vor der Sommerpause werden die Pläne zum Bau einer neuen Straßenbahnstrecke zwischen Tiergarten-, Oskarstraße und Wasaplatz in Ortsbeiräten und Ausschüssen diskutiert. Danach könnte der Stadtrat das fast 19 Millionen Euro teure Projekt beschließen. Ein umfangreiches Planungsverfahren und die Anträge auf Fördermittel schließen sich an. Realistischer Baubeginn wäre 2015.

Veränderung der Altersstruktur zwingt zum Umdenken

Die Straßenbahnstrecke ist ein Beispiel für Dresdens Verkehrsentwicklungsplan 2025. Planer Matthias Mohaupt hat dazu die aktuelle Situation aufgezeigt und verschiedene Szenarien berechnet. Obwohl Dresdens Bevölkerungszahlen im vergangenen Jahrzehnt um fast zehn Prozent gewachsen sind, hat der Pkw-Verkehr sogar leicht abgenommen. In Dresden nimmt der Anteil der älteren zu und gleichzeitig erhöht sich der Anteil der jüngeren Bewohner. Ältere Dresdner nutzen ihr Auto seltener. Einer Studie zufolge steigen viele aufs Elektrofahrrad um.

Radfahren immer beliebter, Bus und Bahn stärker genutzt

Bei den Jüngeren zeichnet sich ein Umdenken ab. Sie wollen zwar ein Auto nutzen, wenn es nötig ist, aber nicht unbedingt eins besitzen – Care-Sharing lässt grüßen. 40 Prozent der Dresdner Haushalte haben kein eigenes Auto mehr. Die Folge: Es werden fast eine Million Kilometer weniger pro Tag mit dem Auto im Stadtgebiet zurückgelegt. Deutlich zugenommen haben das Radfahren in der Stadt und der öffentliche Nahverkehr. 60 Prozent der in der Stadt zurückgelegten Wege sind kürzer als fünf Kilometer.

Werden mehr Straßen gebaut, steigt auch die Zahl der Autos

Bis 2025 wird es 15000 Einwohner in Dresden mehr geben, gleichzeitig schrumpft aber das Umland und damit auch die Pendlerzahl. Die Stadt geht von verschiedenen Szenarien aus. Zu den bereits bis 2025 beschlossenen Verkehrsbauprojekten könnten noch weitere kommen. Die Folge: Angebot schafft Nachfrage: Mehr als eine Million Kilometer könnten dann am Tag mehr gefahren werden.

Ein weiteres Szenario sieht vor, dass die geplanten Dinge, wie beispielsweise die Königsbrücker Straße, gebaut werden, zusätzlich aber die Bedingungen für den Fuß- und Radverkehr sowie für Bus und Bahn verbessert werden. Dazu gehört auch der Bau neuer Straßenbahntrassen. Als Folge rechnen die Verkehrsplaner mit 1,1 Millionen Autokilometern weniger. Bei einem dritten Szenario wird darüber hinaus noch davon ausgegangen, dass die Menschen aufgrund teurer Spritpreise und mehr Interesse an Umweltthemen weniger mit dem Auto fahren. Das würde zu einem weiteren Sinken führen, kann aber von der Stadt kaum beeinflusst werden, sagt Verkehrsplaner Mohaupt.

Verkehrsplanung zunehmend von außerhalb beeinflusst

Neu an dem Verkehrsentwicklungskonzept sind fremde Einflüsse. So wirken sich die steigenden Preise für Öl und damit auch für Kraftstoff längerfristig auf das Fahrverhalten aus. Zudem spielen immer stärker europäische Vorschriften wie zur Luftreinhaltung eine Rolle. Parallel wächst die Sensibilität bei der Bevölkerung.

Die Dresdner sehen Luftverschmutzung, Straßenlärm und Unfallrisiken kritischer als noch vor einem Jahrzehnt. Kommentar

Sächsische Zeitung, 26. Mai 2012