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25. Mai 2012 - Geplant ins Verkehrschaos |
Von Peter Hilbert Die Fetscherstraße wird künftig zur Staufalle. Eine teure Tunnellösung kommt für die Stadt aber nicht infrage. Beim Ausbau fallen alle vorhandenen Parkplätze weg. Die Brückenbauer am Waldschlößchen sind derzeit richtig in Fahrt. In hohem Tempo errichten sie die Fahrbahnplatte. Früher als geplant soll sie bereits Mitte Juni fertig sein, kündigt Baubürgermeister Jörn Marx (CDU) an. So scheint der Brückenfreigabe Ende dieses Jahres nichts mehr im Wege zu stehen. Gewaltige Hürden werden sich allerdings auftürmen, wenn die Verkehrsflut aufs linkselbische Ufer trifft. Denn beim Hauptanschluss Fetscherstraße geht es – wenn überhaupt – nur im Schneckentempo voran. Die Verkehrsflut: Fahrzeuge rollen über unsanierte Straße Rollen bislang täglich gut 10.000 Fahrzeuge vor der Uniklinik über die Fetscherstraße, so werden es nach Brückenöffnung zweieinhalb mal soviel sein. Zumindest ist auf dem Stück zwischen Pfotenhauer- und Fiedlerstraße Hoffnung in Sicht. Denn bis Oktober soll es ordentlich ausgebaut sein. Der Abschnitt davor war schon 2008 ausgebaut worden. Anders sieht es hingegen im 1,6 Kilometer langen anschließenden Stück bis zum Comeniusplatz aus. Dort übt sich die Stadt mangels Geld nur in Flickschusterei. Also muss sich der Verkehrsstrom noch für Jahre über eine Schlaglochpiste quälen. Die Notlösung: Dünner Asphalt ersetzt Pflaster am Fetscherplatz Genauso dünn wie die städtische Finanzdecke für den Straßenbau sieht deren Notlösung für die Schlaglochpiste aus. Das Geld reicht gerade mal für eine dünne Asphaltschicht auf der Fahrbahn. Im Abschnitt bis zum Fetscherplatz ist sie schon 2010 aufgebracht worden. Zwischen 15. August und 19. Oktober erhalten im letzten Stück bis zum Comeniusplatz die beiden Fahrspuren neben dem Gleis eine frische Asphaltdecke, teilt die Stadt mit. Letztlich wird vom 15. Oktober bis 9. November das Pflaster am Fetscherplatz durch Asphalt ersetzt. Der Ausbauplan: Radfahrer erhalten separate Wege Zumindest liegt jetzt ein erster Entwurf des Ausbauplanes vor. Peter Tatzel vom Stadtplanungsamt erklärte am Mittwoch im Ortsbeirat Altstadt Details. Danach soll der Abschnitt um 2,6 auf 16,7 Meter verbreitert werden. Zwar soll es auch weiterhin nur zwei Fahrspuren geben. Vorgesehen sind aber Radwege am Straßenrand. Zwar nannte der Stadtplaner einen frühestmöglichen Baubeginn 2016. Doch dann verwies CDU-Ortsbeirat Karlheinz Hauser auf den von Bürgermeister Marx angeführten frühesten Bauzeitraum 2017 bis 2018. Letztlich räumte Tatzel ein, dass sein Termin sehr optimistisch angesetzt sei. Die Striesen-Autobahn: Wormser Straße wird Hauptmagistrale Striesen bekommt mit dem Ausbau eine neue Hauptzufahrt. An der fünfarmigen Kreuzung mit der Fetscherstraße soll die Dürerstraße geschlossen werden. Die Wormser Straße wird an der Zufahrt verbreitert und in beide Richtungen geöffnet. So kann der Verkehrsstrom ungehindert nach Striesen fließen. Der Fetscherplatz-Tunnel: Bau würde 26 Millionen kosten Untersucht wurde auch ein Tunnelsystem am Fetscherplatz. Allerdings wäre dabei ein erheblicher Aufwand nötig. Die Kosten werden auf rund 26 Millionen Euro geschätzt. Das sind neun Millionen Euro mehr als für den Ausbau des gesamten 1,6-Kilometer-Abschnitts veranschlagt werden. Da zudem erhebliche Eingriffe nötig wären, schätzen die Planer diese Alternative als nicht umsetzbar ein. Die Tempobremse: Mit 15 km/h zur Brücke schleichen Planer Tatzel räumte ein, dass die Fetscherstraße mit dieser Verkehrsbelastung an ihre Grenzen stößt. Zwar könnte das Durchschnittstempo durch den Ausbau in Richtung Großer Garten sogar noch leicht auf 21 Stundenkilometer erhöht werden. In der Gegenrichtung sinkt es jedoch von 24 auf 15 km/h. In Spitzenzeiten ist künftig auf der Strecke Dauerstau angesagt. Die Streichorgie: 191 Stellplätze an Fetscherstraße fallen weg Der Bau beidseitiger Radwege hat Konsequenzen. Insgesamt fallen so 191 Kfz-Stellplätze weg. Zwar sollen die teilweise in Nebenstraßen ersetzt werden. Doch ein Defizit bleibt. Die Ortsbeiräte hatten erhebliche Kritiken an diesem ersten Entwurf. So auch Torsten Hilbrich (FDP). „Da staut es sich künftig wie am Blauen Wunder“, sagte der Baufachmann. Er fordert, vor allem an den Kreuzungen intelligentere Lösungen für einen besseren Verkehrsfluss zu suchen. Zudem monierte er, dass zu viele Parkplätze wegfallen und das Finanzkonzept völlig unklar ist. Der Ortsbeirat hat den Beschluss vertagt. Planer Tatzel soll den Plan überarbeiten und ihn in einem halben Jahr wieder vorlegen. Sächsische Zeitung, 25. Mai 2012 KOMMENTAR: Brückenplanung mit Scheuklappen Peter Hilbert über das geplante Verkehrsdesaster Über 181 Millionen Euro werden fürs Gesamtprojekt Waldschlößchenbrücke ausgegeben. Doch eine wesentliche Sache bekommt die Stadt nicht auf die Reihe – einen vernünftigen linkselbischen Anschluss rechtzeitig auszubauen. Dabei hatten die Rathausverantwortlichen viel Zeit dafür. Hat sich doch der Brückenbau fast im Jahresrhythmus verschoben. Geht es im Rathaus oftmals bei der Planung langsam voran, so ist das Tempo bei der Fetscherstraße äußerst gering. Es gehören große Scheuklappen dazu, um bei dem gewaltigen Brückenprojekt diesen Hauptanschluss einfach außen vor zu lassen. Gewiss ist für Schulen, Kitas oder auch die Rathaussanierung viel Geld nötig. Doch deshalb am Brückenanschluss zu sparen, ist einfach nur Stückwerk. Auszubaden haben das die Striesener und Johannstädter. Denn mit der Brückenfreigabe ergießt sich der Verkehrsstrom über die dürftig geflickte Fetscherstraße und die holperigen Nebenstraßen. Prognostizieren die Verkehrsexperten für die ausgebaute Trasse schon erhebliche Staus, so dürfte es in der Zeit vorher noch drastischer sein. Und die könnte lange dauern. Gehen doch selbst die optimistischen Annahmen von sechs Jahren aus. Dabei ist für die weiteren Planungen oder gar den Ausbau bisher kein Cent sicher. Wenigstens für eins sollte jetzt das Rathaus sorgen: Schadensbegrenzung. Damit die Autofahrer zumindest nicht befürchten müssen, stundenlang auf der Fetscherstraße im Stau zu stehen. Sächsische Zeitung, 25. Mai 2012 |