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28. März 2012 - Großeinsatz der Brückenbauer |
Die Firmen setzen jetzt bis zu 50 Männer beim Plattenbau am Waldschlößchen ein. Dennoch wird weiter mit der Stadt um Millionenforderungen gestritten. Von Peter Hilbert Für einen Paukenschlag sorgen die Bauleute auf der Waldschlößchenbrücke. Auf eigene Initiative zieht die Firmen-Arbeitsgemeinschaft (Arge) jetzt das Tempo an. Der Streit mit der Stadt ist trotzdem noch nicht ausgeräumt. Zwar sind die Kosten für das Großvorhaben schon auf stattliche 181 Millionen Euro gewachsen. Die Arge fordert jedoch weitere zehn bis zwölf Millionen. Der Fortschritt: Firmen wollen Bummel-Image los werden Völlig ungerechtfertigt sieht Henri Lossau die Brücken-Arge von der Stadt in eine Ecke gestellt. Denn die Baufirmen seien, wie oft behauptet, weder Bummelanten noch Raubritter, betont der technische Arge-Geschäftsführer. An einem vernünftigen Ablauf sei den Firmen schon immer gelegen. „Die Witterung ist besser. Also geben wir uns Mühe“, versichert er. Statt bislang 30 hat Lossau jetzt bis zu 50 Männer auf der Brücke eingesetzt. Sie arbeiten fast rund um die Uhr in zwei Schichten zu je 10,5 Stunden. Derzeit muss nur noch die Fahrbahnplatte auf der Neustädter Seite gebaut werden. Wesentliche Arbeiten, so das Eisenflechten für die Stahlbetonplatte, könnten aber nur bei Licht ausgeführt werden. Nachts soll dann vor allem die Holzschalung ausgebaut und zum nächsten Betonierabschnitt gebracht werden. Der Plan: Über 600 Meter lange Betonplatte ist im Juli fertig Bisher waren die Abschnitte in der Regel im Zwei-Wochen-Rhythmus betoniert worden. Wie schnell es weitergeht, könne Lossau noch nicht sagen. „Das wird sich nach zwei Wochen Erfahrung zeigen.“ Es würde bei den komplizierten Arbeiten wenig nützen, noch mehr Bauleute einzusetzen. Im Vorfeld des Baus der Fahrbahnplatte hatte die Stadt gefordert, dass die Arge im Wochenrhythmus betoniert. Doch das wäre aus deren Sicht mit Kosten für zusätzliche Holzschalung verbunden gewesen, die die Stadt nicht zahlen will. Im Juli soll sich die Stahlbetonplatte über die gesamte Brückenlänge von 636 Metern spannen, kündigt Lossau an. Dann müsse genau berechnet werden, ob die Brückenkonstruktion dem Plan entspricht. Gewisse Unebenheiten könnten später mit Gussasphalt ausgeglichen werden. Der Streit: Im Juni verhandelt das Gericht Die Arge hat noch offene Forderungen von zehn bis zwölf Millionen Euro. „Wir finanzieren viele Dinge vor. Das ist unser Problem“, sagt Lossau. Zahlt das Rathaus? Sprecherin Nora Jantzen verweist lediglich darauf, dass die Stadt ihren Verpflichtungen nachkomme und alle berechtigten Forderungen fristgerecht beglichen werden. Allerdings will die Stadt zumindest einen Teil der Forderungen über eine sogenannte Feststellungsklage klären. Der Brückenbau hatte ein Jahr später im November 2007 begonnen. Also einigten sich Stadt und Arge im August 2008 auf den neuen Endtermin 1. Juni 2011 und eine Zahlung von 14,9Millionen Euro für den Zusatzaufwand. Doch der Bau verzögerte sich weiter, da die Stadt eine Zusatz-Genehmigung fürs Übersetzen des Mittelteils beantragen musste. Also wuchsen die Arge-Forderungen. Im Juni soll es der Stadt zufolge einen ersten Verhandlungstermin geben. Das Opfer: Holländer warten immer noch auf ihr Geld Präzisionsarbeit hatten die Fachleute der holländischen Spezialmontagefirma Mammoet im Dezember 2010 beim Einschwimmen des markanten Brückenbogens geleistet. Sie hatten enormen Zusatzaufwand, unter anderem, da sie einen Ponton aus Südengland nach Dresden holen mussten. Über 100000 Euro laufen sie jetzt noch hinterher. „Man muss einen langen Atem und ein gutes finanzielles Polster haben, um das durchzustehen“, sagt Uwe Wenzel, Chef der deutschen Mammoet-Niederlassung. Die Chancen stehen nach wie vor schlecht. Lossau verweist auf Verhandlungen mit der Stadt. Er sieht diese in der Pflicht. Schließlich habe sie durch den Baustopp Ende 2009 den Zusatzaufwand verursacht. Doch die Stadt schiebt den Ball zurück. Sprecherin Jantzen sieht alle Verpflichtungen erfüllt. Mammoet-Chef Wenzel hofft, dass er wenigstens bis zum Bauende sein Geld bekommt, das Ende des Jahres sein soll. Sächsische Zeitung, 28. März 2012 |