Aktuelle Berichte
28. Juli 2011 - Der Brücke droht weiterer Bauverzug

Von Peter Hilbert

Die Baufirmen wollen mehr Geld sehen, damit sie schneller arbeiten. Sonst könnte sich der Bau um ein halbes Jahr verzögern.
Eitel Sonnenschein gestern beim Vor-Ort-Termin auf der Waldschlößchenbrücke. „Im April oder Mai 2012 soll die Verkehrsfreigabe sein“, verkündete Straßenbauamtschef Reinhard Koettnitz der versammelten Presse. Allerdings wisse er nicht, was mögliche Hochwasser oder der kommende Winter noch bringen. Doch der Zeitplan könnte aus ganz anderem Grunde kippen. Denn hinter den Kulissen wird erbittert gestritten.

Der Streit: Stadt und Firmen verhandeln über mehr Geld

Die Stahlmontage der Brücke ist abgeschlossen. Nun soll die Fahrbahnplatte auf der 636 Meter langen Stahlkonstruktion gebaut werden. Das ist die Hauptarbeit, die noch geleistet werden muss. Die große Frage ist, wie schnell dieser Schritt abgeschlossen werden kann. Koettnitz hatte angekündigt, dass dies bis zum Jahresende geschafft sein soll. Dann blieben nur noch vier Monate, um die letzten Arbeiten bis zum Frühjahr 2012 auszuführen. Auf der anderen Seite stehen die Baufirmen der Arbeitsgemeinschaft Waldschlößchenbrücke (Arge). Deren Technischer Geschäftsführer Henri Lossau bestätigte den Termin gestern allerdings nicht. Er wollte sich auf SZ-Nachfrage überhaupt nicht äußern, wann die Fahrbahnplatte fertig sein soll. „Wir sind im Gespräch mit dem Bauherren. Es ist eine Frage des Geldes“, brachte er den Streit auf den Punkt. Es geht um finanzielle Zuschläge, sogenannte Nachträge.

Der jetzige Baustand: Im August wird an den Bögen betoniert

Seit Montag wird das erste, knapp 92 Meter lange Stück der Fahrbahnplatte zwischen den Brückenbögen gebaut. Über 2 700 Tonnen Bewehrungsstahl und Beton müssen dort eingebaut werden. Etwa ein Viertel der Stahlbewehrung ist montiert. Bis Mitte August sollen diese Arbeiten beendet sein, sodass dann binnen eines Tages rund 900 Kubikmeter Beton mit zwei Pumpen ins Stahlgeflecht gefüllt werden. Gebaut werden müssen 20 weitere Abschnitte der Platte, die zwischen 20 und 35 Meter lang sind.

Der Zeitplan: Endtermin könnte sich um Monate verschieben

Lossau kündigte an, dass die Abschnitte im Zwei-Wochen-Rhythmus gefertigt werden. Gehen die Arbeiten in diesem Tempo voran, wäre der Bau der Fahrbahnplatte nicht in vier, sondern erst in zehn Monaten fertig. Also im Juni 2012. Vier Monate wären dann noch für die restlichen Arbeiten nötig.

Wird die Brücke statt Anfang Mai erst im Oktober nächsten Jahres fertig? Noch Ende 2010 hatte Lossau angekündigt, dass die Plattenbau im Wochenrhythmus vorangetrieben werden könnte. Das wäre das Optimum, relativiert er jetzt. „Mit dem nötigen Mehraufwand wird das nicht funktionieren“, begründet er. Die Schalungsbretter unter der Platte müssten nach jedem Betonieren per Hand von den Laufstegen unter der Brücke abgebaut und im nächsten Abschnitt wieder neu verlegt werden.

Die andere Option ist, dass sowohl auf der Altstädter als auf der Neustädter Seite parallel am Plattenbau gearbeitet wird. So hatte es Koettnitz angekündigt. Denn würden die Bauleute auf beiden Seiten arbeiten, kommen sie schneller voran. Doch dazu zuckt Lossau nur mit den Schultern. Dies sei nur eine Frage des Geldes.

Die Pannen: Geplatzte Termine und Preisspirale

Die SZ hakte bei Koettnitz nach, ob sich die Brückenkosten denn nun wieder erhöhen, um den Zeitplan zu halten. Bereits 2010 wurde klar, dass das 156-Millionen-Euro-Projekt um 25 Millionen teurer wird. Diese Grenze würde nicht überschritten, reagierte er. Genaueres zu den Gesprächen mit der Arge sagte Koettnitz nicht. „Wegen Nachträgen verhandeln wir immer“, fügte er lediglich hinzu.

Der Bau hatte sich bereits mehrfach verzögert. Statt wie geplant 2006 begannen die Arbeiten erst Ende 2007. Fertig sollte die Brücke im Juni 2011 sein. Doch wegen eines Planungsfehlers und Bauverzugs musste der Endtermin erst auf Ende 2011 und später auf Mai 2012 verschoben werden.

 

Sächsische Zeitung, 27 Juli 2011